Dürfen wir vorstellen: Engelchen ! Ein zugegebenermaßen etwas merkwürdiger Name für einen kantigen Nissan Patrol W160. Der Vorbesitzer war der Meinung, das passt und mittlerweile finden wir das irgendwie auch.

Engelchen ist ein echter ebay-Kauf. Da Engelchen nicht mehr fahrfähig war, haben wir Ihn mit einer Spedition aus dem Berliner Raum abholen lassen. Es folgte eine lange und aufwendige Renovierungsphase bei unserem Autoschrauber. Jetzt hat Engelchen erfolgreich die Strassenzulassung wiedererlangt und der Ausbau des (noch) leeren Koffers zum Reisemobil kann beginnen. Da auch wir hierzu viel im Netz gesucht und teilweise auch gefunden haben, dokumentieren wir hier den Umbau. Vielleicht findet Ihr die eine oder andere Anregung...

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...und wenn Engelchen den Hut zieht, dann kann man sogar aufrecht drin stehen !

Der Plan

Unsere bescheidenen Anforderungen an unser "mobiles Domizil" - manches klingt vielleicht ein bischen dekadent, aber Engelchen soll nach Möglichkeit während eines Zeitraumes von 4-5Wochen Hotels und Zelt überflüssig machen. Daher wollen wir realisieren, was wir uns schon immer gewünscht haben:

1) Schlafplatz für 2 Personen

2) Sanitäre Anlagen - also WC, Dusche, Warmwasser (wir sind halt Warmduscher!)

3) Kochgelegenheit mit Spülbecken

4) Heizung

Und jetzt zur Ausführung...

Die "Möblierung"

Glücklicherweise ist der Koffer bereits isoliert und soweit trocken - so können wir also sofort loslegen. Erstmal muss alles raus, was im Weg ist. Die Innenverkleidung der Radkästen haben wir herausgeflext und die doch schon recht gammeligen Sitzbänke ausgebaut.

Hier sieht man den "nackten" Radkasten". Die Pappe darauf hat die Abmessungen der künftigen Duschwanne. Bei aufgeklappten Dach sollte man bequem im stehen duschen können. Rechts daneben (unterhalb des Bullaugen-Fensters) wollen wir das WC montieren. Links und rechts sieht man bereits die Seitenwände der Dusch/WC-Kabine. Um das Gewicht möglichst gering zu halten, haben wir beschichtete (wasserabweisende) Sperrholzplatten mit 90mm Dicke verwendet.Gestützt wir das Ganze später durch eine Latten-Unterkonstruktion.

31.11.2004

Und hier die fertige Kabine. Damit beim Duschen die Umgebung ( bei aufgeklapptem Dach) nicht nass wird, wollen wir Dach und Kabine mit einer Zeltplane verbinden - eine "flexible" Wand sozusagen. Die in die Kabinenwand installierten Instrumente sind übrigens Sicherungsautomaten und Voltmeter für die separate Kofferbatterie. Doch zu Zeltplane und Stromversorgung später mehr...

04.12.2004

Um Platz zu sparen, schlafen wir bei aufgeklapptem Dach im Heck des Fahrzeugs. Hier die "Bettkonstruktion" - Unterlattung verschraubt, Sperrholzplatte drauf, fertig! Im Vordergrund ist die WC/Duschkabine zu sehen.

04.12.2004

Blick vom Bettenbereich in die noch offene und leere Wc/Dusch-Kabine

04.12.2004

Wir benutzen eine separate 12V-Bordbatterie. Da Engelchen ein 24V-Bordnetz hat, laden wir diese zusätzliche Batterie über einen Spannungswandler. Der Wandler (24/12V-20A, regelbare Ausgangsspannung, kurzschlussfest) wird über ein 70A Relais aktiviert, sobald die Lichtmaschine läuft. Für das Einschalten des Relais verwenden wir den D+ Abgriff der Lichtmaschine. Sobald der Motor steht, schaltet das Relais ab und die Kofferbatterie versorgt eigenständig alle Verbraucher. So können wir ohne Probleme mal Nachts die Innenraumbeleuchtung vergessen und haben am nächsten Morgen trotzdem eine volle Starterbatterie. Auch das Autoradio betreiben wir über die Kofferbatterie - dann können wir auch mal längere Zeit bei stehendem Auto Musik hören.

05.12.2004

Zwar etwas schlecht zu sehen, aber das ist er: der D+ Abgriff unserer Lichtmaschine.

05.12.2004

Und hier noch mal die Schaltung "schwarz auf weiß". Die 24V Leitung von den Starterbatterien zum Wandler haben wir so kurz wie möglich gehalten und 6mm²-Kabelquerschnitt benutzt. Die 12V-Leitung vom Wandler zur Kofferbatterie hat einen Kabelquerschnitt von 4mm². Unmittelbar hinter der 24V + an der Batterie, hinter dem Ausgang des Wandlers sowie am Verbraucheranschluss der Kofferbatterie sitzt jeweils eine 20A "fliegende Sicherung".

Bezugsquellen:

Spannungswandler

Relais 24V/70A

05.12.2004

Die hintere Sitzbank musste ein wenig "modifiziert" werden für den Frischwassertank...

11.12.2004

... und für den Abwassertank.

11.12.2004

Bezugsquelle für die Tanks:

Camping-Fachhandel

11.12.2004

Die Duschwanne bekommt eine stabile Unterkonstruktion.

11.12.2004

Dusche und Klapp-Waschbecken im montierten Zustand. Die Handbrause oberhalb des Waschbeckens ist ausziehbar, an der Wand ist der Wasserhahn zu sehen. Der Wasserhahn hat einen Mikroschalter - dieser schaltet die Pumpe ein.

Bezugsquelle:

Camping-Fachhandel

11.12.2004

Das Prinzip unseres Wassersystems:

Über einen (abschließbaren) Befüllstutzen kann der Frischwassertank von außen befüllt werden. Die Entnahme des Frischwassers erfolgt mit Hilfe einer Tauchpumpe. Diese wird aktiviert, sobald der Wasserhahn geöffnet wird. Nach Gebrauch läuft das Wasser in den Abwassertank (Gefälle vorhanden). Auch das Abwasser wird von außen über einen Stutzen entnommen, im Stutzen befindet sich ein Stück Schlauch (zur Kanisterbefüllung) sowie ein Schalter, der die Abwasserpumpe betätigt.

12.12.2004

Der Wasserhahn mit Microschalter v.d. Rückseite

12.12.2004

Der Abwassertank mit (noch provisorischem) Zulauf

12.12.2004

In das Fahrzeugheck haben wir in der Nähe der Tanks zwei Löcher geschnitten und abschließbare Befüllstutzen montiert. Der Frischwasser-Befüllstutzen ist direkt mit dem Tank verbunden. Aus dem Abwasserstutzen lässt sich ein Stück Schlauch herausziehen (z.B. zur Kanisterbefüllung), ein im Stutzen montierter Kippschalter aktiviert eine Tauchpumpe zum abpumpen des Abwassers.

Bezugsquellen:

Befüllstutzen

Tauchpumpe

14.12.2004

Abwassertank mit Zulauf (mittlerweile mit Geruchsverschluss) und Abpumpvorrichtung.

Bezugsquellen:

Geruchsverschluss

14.12.2004

Das Klo ist montiert! Das Wasser zum spülen wird dem Frischwassertank entnommen. Per Knopfdruck wird auch hier die Tauchpumpe aktiviert

Bezugsquelle:

WC Thetford PortaPotti C200CS

Nicht ganz billig, aber Hitech ! Der Sitz ist um 180 Grad schwenkbar, die Fäkalien landen in einem 17l-Container.

Hier gehts zum Hersteller

18.12.2004

Hier die frisch montierte Servicetür zur Entnahme der Fäkalienkassette...

18.12.2004

Die gleiche Klappe - geöffnet, mit Kassette.

19.12.2004

Heute waren einige "Verkleidungsarbeiten" in der Nasszelle dran. Das Waschbecken hat einen Ablauf bekommen, die Elektrik ist hinter einer Tür verschwunden und in Nasszelle und Fahrerkabine gibt es jetzt Licht. Wir haben jetzt insgesamt 4 Energiesparlampen (12V) montiert. Die Lampen haben nur 8W bei gleicher Lichtausbeute wie eine herkömmliche Lampe mit 25W.

19.12.2004

Der Frischwasserzulauf ist angeschlossen, die Tanks sind befestigt und zur zusätzlichen Isolierung eingeschäumt.

07.01.2005

Heute sind diverse Verkleidungsarbeiten dran. Balsaholz schafft eine ebene Fläche wo keine ist, darauf wird ein dünner Teppich geklebt. Die Frischwasser-Versorgung und Verteilung verschwindet in einem Schränkchen...

07.01.2005

Aus den Augen, aus dem Sinn !

07.01.2005

Weitere Verkleidungsarbeiten + Teppichkleben. Im Heck haben wir zusätzlichen Sitz- und Stauraum geschaffen.

08.01.2005

Eine lange Sitzbank - lässt sich aufklappen, darunter weiterer Stauraum.

08.01.2005

Blick auf die künftige "Küchenzeile". Hier sollen Kocher und ein kleines Spülbecken Platz finden.

08.01.2005

Ein Klapptisch an der (mittlerweile ebenfalls verkleideten) Nasszelle

09.01.2005

Blick auf die komplett verkleidete Nasszelle

09.01.2005

Zur Veranschaulichung hier der "Grundriss". Geschlafen wird in der "1. Etage" bei aufgeklappten Dach.

09.01.2005

Heute haben wir das "Bad gekachelt" ;-) PVC-Mosaikfliesennachbildung "Marokko" aus dem Baumarkt. Zu dem noch fehlenden Stück später mehr...

10.01.2005

Nochmal das "Bad"...

10.01.2005

...und nochmal ;-)

10.01.2005

Heute haben wir uns der "Küchenzeile" gewidmet: ein Spülbecken mit Wasserhahn ist montiert, Zuwasser und Abwasser sind angeschlossen. Rechts daneben das noch nicht befestigte Spirituskochfeld.

15.01.2005

Detailansicht...

15.01.2005

Die "Kocherfrage":

Wir haben lange überlegt, welche Art Kocher für uns der Richtige ist. Da wir auf Sicht mit unserem Auto auch mal in kältere Gefilde wollen, brauchen wir eine "Indoor-Variante" - ein "offener" Benzin oder Dieselkocher fällt damit schon mal flach. Zuerst haben wir den Wallas-Kocher in unser Überlegungen einbezogen. Ein an sich genialer Diesel-Cerankocher der mittels eines Aufsatzgebläses auch gleichzeitig als Heizung benutzt werden kann. Was uns davon abgehalten hat einen zu kaufen, waren

a) die Stromaufnahme während der 2minütigen Startphase (10A)

b) die offensichtlichen Probleme mit dem Gerät, die immer mal wieder aufzutauchen scheinen

c) der relativ hohe Preis

(Kompetente Antworten und Erfahrungswerte gab es u.a. bei Anfrage im Schweizer Sahara-Forum)

Also, kein Votum für den Wallas. Auch Gas wollten wir nicht so gerne weil:

a) Flasche muss abgeschirmt vom restlichen Innenraum montiert sein ("Flaschenkasten") - vor allen Dingen ein Platzproblem

b) es muss regelmäßig eine "Gasabnahme" erfolgen

c) evt. drastische Folgen bei Defekt - Rüttelfestigkeit bei Gelände- oder Pistenfahrt?

Es gibt im Handel für den Innenraum geeignete "Gas-Kartuschenkocher" (mit Gasstopp bei "Flamme aus",usw.), die dafür benötigten Kartuschen sind aber vergleichsweise teuer. Brennspiritus gibt es günstig überall und so haben wir uns erstmal probeweise einen Spiritus-Kocher bestellt:

...und das isser! Eine Brennkammerfüllung (0,4l) reicht für 120 Minuten Betrieb.

Wir haben mal verglichen:

um 1Liter eiskaltes Wasser (leider kein Thermometer zur Hand, aber nahe dem Gefrierpunkt) zum ("sprudelnden") kochen zu bringen, benötigt der Spirituskocher 18Minuten.

Für Wasser der gleichen Menge und Temperatur benötigt unser einfachst-Gaskocher (mit Stechkartusche) 7 Minuten.

Fazit: Performance wesentlich schlechter als Gas, allerdings hat man im Urlaub ja eigentlich auch die Zeit. Ob wir wirklich zufrieden sind, wird die Erfahrung zeigen. Im Notfall fliegt das Teil halt wieder raus & findet sich dann bei Ebay wieder ;-)

Der "Praxistest"...

16.01.2005

Diverse Kanten haben wir mit Schaumstoff abgepolstert und mit blauen Kunstleder bespannt...

22.01.2005

...und endlich ist auch den "Einstieg" zum Schlafbereich gepolstert - mit dieser Kante hatten wir schon einige ziemlich schmerzhafte Begegnungen ;-)

22.01.2005

Unsere "Warmwasserbereitung". Dieser 12V Heizstab erwärmt 10Liter Wasser in ca.2h um 10Grad und schafft maximal 40Grad. Da das Teil 8A zieht, darf es natürlich nur während der Fahrt in Betrieb sein. Der Heizstab soll über einen Schalter am Armaturenbrett eingeschaltet werden können, ein 24V-Relais verhindert den Betrieb bei stehendem Motor. So ist das Wasser am Ende eines Fahrtages zwar nicht heiß aber doch zumindest "duschwarm". Angedacht ist später zusätzlich ein unterstützender Wärmetauscher, der die Motorwärme nutzt.

23.01.2005

Und noch ein Kabelbaum (für die Warmwasserversorgung)...

23.01.2005

Schaltplan Warmwasser

23.01.2005

Nach längerer "Schlechtwetterpause" geht es voran. Heute hat "Engelchen" rund um sein Aludach eine neue Gummidichtung bekommen. Zusätzlich haben wir über die gesamte Fahrzeuglänge ein Aluminium-Z-Profil an das Klappdach genietet - als Regenrinne und als Schutz vor Wassereinbruch.

19.03.2005

Dachrinne vorne und Seite

19.03.2005

Heute wurde die doch recht wackelige Reserveradhalterung modifiziert. Das Rad liegt jetzt in einem stabilen geschweisseten Rahmen - noch unlackiert, Optik kommt später ;-)

Das Rad lässt sich mit Rahmen herunterklappen und so problemlos von einer Person an- und abbauen.

20.03.2005

Die Scharniere: zwei durchgeschraubte Schellen

20.03.2005

zusätzliche Fixierung des Rades mit einer Zentralscheibe

20.03.2005

Und nochmal die Reserveradhalterung

20.03.2005

Der Batteriekasten

26.03.2005

Verkleidungs- und Malerarbeiten:

Der "Alkoven" vorne

27.03.2005

Der frischgemalte Dachhimmel.

27.03.2005

Vorhänge...

27.03.2005

...und Teppich.

28.03.2005

Der Umschalter für unsere zweite Bordbatterie

02.04.2005

Die Sitzbank hat einen neuen Bezug bekommen und eine Kompressorkühlbox ist montiert und befestigt. (im Hintergrund)

03.04.2005

Die Stauräume wurden von innen mit dem Boden unseres alten Zeltes verkleidet...

10.04.2005

Engelchen bekommt Farbe...

24.04.2005

...und Aufkleber :-)

02.05.2005

Ein Trittstufe und zwei Kanisterhalter wurden angeschweißt...

07.05.2005

...und auch die Sandbleche verschwinden elegant unter dem Auto !

07.05.2005